Johanna Tiarks (Listenplatz 1) und Luigi Pantisano (Listenplatz 2). Foto: Johannes Nobis

Interview

Gerechtigkeit geht nur mit links

Bei der Wahl des Stuttgarter Gemeinderats am 9. Juni kandidieren Johanna Tiarks und Luigi Pantisano auf den Spitzenplätzen der Linken Stuttgart. Die beiden Stadträt:innen blicken im Interview auf Erfolge der aktuellen Amtszeit zurück und berichten von ihren neuen Plänen.

Johanna und Luigi, ihr sitzt für Die Linke im Stuttgarter Gemeinderat. Welche Bilanz zieht Ihr von Eurer bisherigen Zeit im Gemeinderat?

Johanna Tiarks

Wir haben gemeinsam mit Beschäftigten, Initiativen und auch den Bürger:innen in Stuttgart einige unserer Ziele erreicht. In einer Initiative zusammen mit dem Personalrat am Stuttgarter Klinikum haben wir eine monatliche Lohnzulage für die Pflege erkämpft und im Gemeinderat beschlossen.

Seit Jahren setzen wir uns mit den Beschäftigten und ver.di im Gemeinderat für eine Stuttgarter Gehaltszulage ein. Im letzten Haushalt wurde diese beschlossen, auch wenn noch nicht in ausreichendem Umfang.

Diese Beispiele haben mir gezeigt, dass wir die Kämpfe auf der Straße weiter verbinden müssen mit der Arbeit im Gemeinderat. Dann setzen wir uns als Linke Stuttgart auch gegen große Widerstände durch.

Luigi Pantisano

Johanna hat recht: Die Linke Stuttgart wirkt und wie! Wir haben auch für eine klimagerechte Mobilitätswende sehr viel erreicht. Dank unseres Einsatzes fahren nun alle Beschäftigten der Stadt Stuttgart und auch alle Erzieher:innen in Bus und Bahn mit dem Deutschlandticket kostenlos.

Erfreulich ist auch, dass die von uns beantragte Förderung von E-Lastenrädern für Familien so gut angenommen wurde. Es freut mich, immer mehr Lastenräder in der Stadt fahren zu sehen. Die lebenswerte Innenstadt mit mehr sicheren Fuß- und Radwegen, mehr Bäumen und Wasser zur Freude von Kindern und älteren Menschen wächst auch Stück für Stück. Nicht so schnell wie nötig, deswegen werden wir weiter Druck machen.

Foto: Jens Lyncker

Die Linke Stuttgart tritt mit einer vielfältigen Liste wieder zur Wahl an. Warum braucht es eine starke Linke im Stuttgarter Gemeinderat?

Luigi Pantisano

Wir waren in den letzten Jahren oft die Stimme derjenigen, die selten in Stuttgart gesehen und gehört werden wie Kinder und Jugendliche oder Geflüchtete und Menschen in Armut. Während Corona war es Die Linke, die sich für einen sicheren Schulunterricht in Präsenz eingesetzt hat. Unser Einsatz hat dafür gesorgt, dass alle Klassenzimmer bis zur 6. Klasse mit Luftfiltern ausgestattet wurden.

Für uns ist die Sanierung aller Schulen wichtiger, als Geld in sinnlose Luxusprojekte zu verbauen. Wir haben die Stimme erhoben, als Migrant:innen Wochenlang vor der Ausländerbehörde anstehen mussten. Unser Druck hat dafür gesorgt, dass Termine schneller und online vergeben werden. Gerechtigkeit geht nur mit links!

Johanna Tiarks

Wir brauchen diese starke Stimme weiter im Gemeinderat, die konsequent soziale und ökologische Ziele miteinander verbindet. Wir lehnen als einzige den Abriss von Wohnhäusern mit bezahlbarem Wohnraum ab. Abriss führt zu viel teureren Wohnungen und ist auch ökologisch fatal. Die einzigen Gewinner von Abriss und Neubau sind Immobilienhaie.

Wir wollen die Stadt wieder bezahlbar für alle Menschen machen. Dafür braucht es mehr geförderte Wohnungen, Sanierung von Bestandsgebäuden und konsequentes Vorgehen gegen Leerstand. Gleichzeitig muss die Stadt verfügbare Grundstücke kaufen, wie das Eiermann-Areal oder auch das
Stöckach-Areal. Hier kann dann zukünftig in städtischer Hand bezahlbarer Wohnraum entstehen.

Foto: Jens Lyncker

Für die nächsten 5 Jahre habt Ihr Euch viel vorgenommen. Welche Schwerpunkte wollt ihr im nächsten Gemeinderat setzen?

Johanna Tiarks

Wir möchten Stuttgart in den nächsten Jahren zu einer Sorgende Stadt entwickeln. Die Sorgearbeit, von der Kita bis zur Pflege, ist das Fundament einer jeden Gesellschaft und Grundlage dafür, dass die Stadtgesellschaft in Stuttgart auch zukünftig zusammenhält.

Es braucht ausreichend Krippen- und Kitaplätze und Ganztagsangebote an Schulen, mehr konsumfreie Räume für Jung und Alt und Pflegeangebote im Alter. Insbesondere Frauen sind von diesem Mangel betroffen.

Besonders wichtig ist mir auch, Frauen bestmöglich vor Gewalt zu schützen. Wir setzen uns für einen weiteren Ausbau der Frauenhäuser ein. Dazu gehört auch, dass Frauen selbstbestimmt Schwangerschaftsabbrüche durchführen können. Für uns ist das ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und gehört damit auch an das städtische Klinikum.

Luigi Pantisano

Seit Monaten gehen Millionen Menschen bundesweit auf die Straße gegen Rechtsextremismus. Der Einsatz für unsere Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit wird ein wichtiger Schwerpunkt unserer politischen Arbeit im Gemeinderat und auf der Straße sein.

Für uns sind alle Menschen, die in unserer Stadt leben Stuttgarter:innen. Um den Rechtsextremismus zurückzudrängen, braucht es eine soziale Politik. Durch hohe Mieten und steigende Kosten in allen Bereichen wissen viele Menschen nicht, wie sie das Ende des Monats erreichen. Jedes fünfte Kind in Stuttgart ist armutsgefährdet.

Wir kämpfen in den nächsten fünf Jahren für gebührenfreie Kitas, ein kostenloses Mittagessen in der Schule und einen Null tarif für
Bus und Bahn.

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